Start-up-Szene Nürnberg: "studiolution hilft Friseursalons, mehr Umsatz zu machen!"

Ralf und Hazel Ahamer (40 und 34) waren Führungskräfte in großen Unternehmen wie AOL, Xing und hotel.de. 2014 entschloss sich das Ehepaar, seine Jobs aufzugeben und in Nürnberg ein Start-up zu gründen. Höchste Zeit für ein Interview!

Ich traf mich mit Ralf in einem meiner Nürnberger Lieblingscafés – dem Salon Regina (nein, kein Friseursalon ;-)). Eine Stunde lang unterhielten wir uns bei Afri-Cola und Espresso über studiolution, die Friseurbranche, den Standort Nürnberg – und natürlich die spannende Vergangenheit der beiden Gründer.


studiolution-Gründer Ralf Ahamer
Ralf Ahamer gründete studiolution zusammen mit...

Ralf, was ist studiolution?
studiolution ist ein onlinebasiertes Termin-, Kunden- und Kassensystem, zum Beispiel für einen Friseursalon. Alle Daten werden in der Cloud gespeichert. Ich kann einen Termin mit einem Klick kassieren und ich weiß sofort, welchen Umsatz ich mit welchem Kunden mache. Außerdem bietet die Software Marketing-Services. studiolution macht einen Salon betriebswirtschaftlich transparent, der Salonbetreiber kann so mehr Umsatz machen.


studiolution-Gründerin Hazel Ahamer
...seiner Frau Hazel.

Wie und über welchen Zeitraum entstand die Idee?

Wir begannen vor zehn Jahren, studiolution zu entwickeln. Ein Freund von mir machte sich mit einem Friseursalon selbstständig und suchte eine Kassenbuchlösung. Ich programmierte etwas für ihn und plötzlich hatte ich ein komplettes Termin-, Kunden- und Kassensystem. In den Folgejahren kamen immer wieder Jobs dazwischen und studiolution lag auf Eis.

Wann und wie ging es weiter?
Ende 2012 haben wir dann ein Unternehmen gegründet und Anfang 2013 konnten wir studiolution in einer public Beta Phase für alle öffnen. Seit Mai 2014 kümmern wir uns hauptberuflich um studiolution.

Wer macht was in eurem Team?
Bei einem Start-up macht jeder alles (lacht). Es gibt Kernkompetenzen: Ich kümmere mich um das Produkt und den Verkauf, einschließlich Kundenkontakt. Hazel kümmert sich um Marketing und PR. Das reine Coding haben wir ausgelagert, das macht eine uns nahestehende Agentur.

Wie finanziert sich studiolution momentan und wie soll es das künftig tun?
Momentan finanzieren wir alles komplett selbst. Bis Anfang 2015 entwickeln wir das Produkt weiter und wollen dann eine kleine Finanzierungsrunde starten, also mit Investoren zusammenarbeiten. 2016 soll es noch eine größere Finanzierungsrunde geben.


studiolution: die Cloud-Software im Einsatz.
Die studiolution-Software im Einsatz.


Welche (Online-)Marketing-Disziplinen nutzt ihr, um studiolution bekannt zu machen? Wie gewinnt ihr Kunden?
Ich glaube an das Empfehlungsmarketing: Ein Produkt muss so gut sein, dass Kunden es von sich aus weiterempfehlen. Für mich bilden Produkt und Marketing gemeinsam eine Disziplin. Außerdem betreiben wir etwas Suchmaschinenwerbung mit Google AdWords und besuchen Messen – zuletzt die Fachmesse "Haare" hier in Nürnberg. Wir wollen den Markt besser verstehen und Kontakte knüpfen. Die Branche ist riesig, es gibt sogar Unternehmensberater für Friseure.

Wie hart umkämpft ist euer Markt?
Die Digitalisierung des regionalen Marktes ist ein Milliardengeschäft. Es gibt drei Arten von Wettbewerbern: Die ersten machen Kassensysteme, traditionell oder in der Cloud. Die zweiten machen Terminsysteme. Die dritten sind Full-Service-Anbieter wie wir, wobei studiolution mit Abstand die günstigste Lösung ist.

Was sind die Alleinstellungsmerkmale von studiolution?
Einfach, günstig, hervorragender Service. In unserem Testsalon arbeitet unter anderem momentan eine 66-jährige Frau und prüft studiolution auf Herz und Nieren. Wenn sie damit zurechtkommt, sollten alle es problemlos nutzen können. Apple ist für uns eine Messlatte: Meine zweijährige Tochter geht so intuitiv mit einem iPad um, als hätte sie nie etwas anderes gemacht.

Wie geht ihr mit dem Thema Datenschutz um?
Wir entwickeln in Deutschland und nutzen nur Server, die in Deutschland stehen. All unsere Webseiten sind komplett SSL-verschlüsselt. Wir tun alles für die Datensicherheit. Ein Kunde bedankte sich für unsere Cloud-Lösung, weil in seinen Laden eingebrochen wurde, seine Daten aber sicher in der Cloud lagen.


Die Kassenfunktion von studiolution.
Die Kassenfunktion von studiolution.


Wie entwickelt sich der Markt der Friseursalons – auch angesichts der Themen Mindestlohn und Billigketten?
Die Billigketten erhöhen den Druck auf einen Markt, in dem die Margen so schon nicht besonders hoch sind. Der Mindestlohn führt jedoch dazu, dass die Billigketten ihre Preise anziehen müssen, was wiederum die Wettbewerbsfähigkeit der traditionellen Salons stärkt.

Ralf, kommen wir zu den Menschen hinter studiolution: Du und Hazel wart hochrangige Führungskräfte in solchen Unternehmen wie AOL, Xing und hotel.de. Warum wolltet ihr nochmal ganz klein als Start-up anfangen?
Ich war noch nie zweimal in der gleichen Branche und habe immer neben meinen Festanstellungen Projekte gehabt. Hazel und ich arbeiteten immer in Unternehmen, die im Macher-Modus waren und nicht im Verwalter-Modus. Die Veränderung dieses Jahr hin zum Start-up-Dasein war die härteste Entscheidung meines geschäftlichen Lebens: Ich liebte den Job bei hotel.de und ich mag die Menschen dort. Aber studiolution schlummerte schon so lange als Wunschprojekt, dass wir es jetzt endlich richtig umsetzen wollten. Es ist toll und wir lieben es!

Du bist gebürtiger Österreicher und hast in Hamburg gelebt, Hazel ist gebürtige Engländerin und hat in Australien gelebt. Warum habt ihr euch für Nürnberg als Unternehmenssitz und Heimat entschieden?
Wir sind wegen hotel.de nach Nürnberg gekommen und sind hier geblieben, weil es uns richtig gut gefällt. Unsere Kinder sind in einem tollen Kindergarten. Und in der Online-Branche ist es egal, wo man sitzt. Wir fühlen uns sehr wohl hier.

Wie haben Familie, Freunde und Bekannte auf euer Start-up reagiert? Wurdet ihr von allen unterstützt oder gab es auch kritische Stimmen?
Meine Eltern fragten, ob wir verrückt wären (lacht). Da gab es schon fassungslose Gesichter, weil ich freiwillig den Vorstand eines börsennotierten Unternehmens verlassen habe. Aber es gibt genauso viel Bewunderung für unseren Schritt.

Video: Was kann studiolution?




Gibt es Persönlichkeiten in der Internet-­ und Tech­-Welt, die dich beeindrucken?

Ich bin ein großer Verehrer von Apple-Gründer Steve Jobs. Die wahre Innovation von Apple ist nicht die Hardware, nicht das, was ich anfasse. Die Innovation ist, dass sowohl meine zweijährige Tochter als auch meine Oma intuitiv ein iPad nutzen können. Da kommt nur noch das Ravensburger Puzzle mit.

Werfen wir einen Blick in die Region: Wie schätzt du die Web-Szene Nürnberg-Fürth-Erlangen ein?
Eine unterschätzte Perle. Die Szene hätte das Zeug, viel größer zu sein. Es gibt hier großartige Menschen und großartige Unternehmen. Die Hochschulen bieten die Fachkräfte. Im Start-up-Bereich finde ich zum Beispiel Streetspotr und MyOma sehr interessant.

Zum Abschluss ein Blick in die Zukunft: Wo seht ihr studiolution in zwölf Monaten, in drei Jahren und in fünf Jahren? Was ist euer Traum?
In zwölf Monaten wollen wir in den deutschsprachigen Märkten ein ernstzunehmender Marktteilnehmer im Bereich Kassen- und Terminsysteme sein. Nach drei Jahren ist der Break-even Pflicht [das Erreichen der Gewinnschwelle, wenn Erlös und Kosten sich ausgleichen – Anm. d. Red.]. Nach fünf bis sieben Jahren wollen wir das meistgenutzte Kassen- und Terminsystem in der deutschen Region plus drei weiteren Märkten sein.

Ralf, vielen Dank für dieses Gespräch. Alles Gute für euch und studiolution!

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